Deutsches Rugbyteam unterlag in der EM mit 28:50 und ist Sechster
Die deutsche Rugby-Nationalmannschaft hat die Vorrunde der Europameisterschaft 2023/24 auf dem sechsten Platz beendet und gute Voraussetzungen für den Klassenverbleib geschaffen. Das Finalspiel um Platz fünf verlor die Mannschaft von Nationaltrainer Mark Kuhlmann (Heilbronn) gestern in Amsterdam mit 28:50 (0:28) Punkten gegen die in allen Belangen des Sturmspiels besseren Niederländer, die damit ihre beste EM-Platzierung aller Zeiten erreichten. Entsprechend glücklich war der walisische Trainer Lyn Jones, während Kuhlmann seine Enttäuschung – insbesondere über die Leistungen in der ersten Halbzeit – nicht verbarg: „Platz sechs war unser Saisonziel, aber mit diesem Spiel kann ich nicht zufrieden sein.“Das Oranje-Team erzielte nicht nur einen nie gefährdeten Sieg mit deutlicher Überlegenheit im Gedränge- und Gassenspiel, sondern legte auch den schnellsten Versuch der EM-Saison. Nach 13 Sekunden stand es 7:0, nachdem Michael McDonald einen Niederländer angekickt und sein Gegenüber Hugo Scholler davon profitiert hatte. Dass das Match beim Stande von 21:0 nach 14 Minuten und mit dem 28:0-Pausenstand entschieden war, war den 2500 Zuschauer im Rugby-Zentrum von Amsterdam sonnenklar.
Der deutschen Fünfzehn, in der Felix Lammers den verletzten Jörn Schröder ersetzte und erstmals als Kapitän aufs Feld führte, darf man zu Gute halten, dass sie nach einigen nötigen Auswechslungen eine höchst ehrenhafte Reaktion zeigte und im zweiten Spielabschnitt drei Versuche durch Nicolas Rinklin, Leo Wolf und Felix Lammers erzielte, die von Edoardo Stella erhöht wurden. Schiedsrichter Shota Tevzadza fügte einen Strafversuch hinzu. Hatte sich das deutsche Team in den ersten vier EM-Spielen kontinuierlich gesteigert, so war das Match in Amsterdam ein Rückschlag beim Neuaufbau, der auch den Ausfällen von Schröder, Sebastian Ferreira, Sebastian Rodwell, Elias Haase und Zinzan Hees geschuldet war.
Europameister wurde zum sechsten Mal in Folge Georgien durch einen 38:11-Sieg im spanischen Badajoz über Portugal. Die portugiesische Fünfzehn des französischen Trainers Patrice Lagisquet war bis zum 12:11-Pausenstand gleichwertig, ehe sich der georgische Monstersturm klar durchsetzte. Die Bronzemedaille ging an Rumänien, das Spanien in Badajoz mit 31:25 bezwang. Platz sieben eroberte Belgien, das sich in Amsterdam mit 18:17 gegen Polen durchsetzte.
Der Weltranglisten-Erste Irland ist triumphaler Gewinner des Sechs-Nationen-Turniers 2023. Nach dem 34:10 in Wales, dem 32:19 gegen Vorjahressieger Frankreich, dem 34:20 in Italien und dem 22:7 in Schottland gewann das Team des englischen Trainers Andy Farrell auch das fünfte Spiel gegen das von seinem Sohn angeführte Team Englands mit 29:16 und eroberte neben dem Turniersieg auch den vierten Grand Slam nach 1948, 2009 und 2018. Die Iren erzielten vier Versuche durch Dan Sheehan (2), Robbie Henshaw und Rob Herring. Kapitän Jonathan Sexton fügte neun Kickpunkte bei und ist mit 1059 Punkten in 113 Länderspielen nun Irlands Rekord-Punktesammler vor Ronan O’Gara.
Vorjahressieger Frankreich kam nach einem 41:28-Sieg in einem munteren Spiel gegen Wales als Zweiter ins Ziel und behauptete diesen Platz auch in der Weltrangliste. Im ausverkauften Stade de France fielen fünf Versuche für die Franzosen und vier für Wales. Dazu traf Schlussmann Thomas Ramos von Stade Toulousain mit fünf Erhöhungen und zwei Straftritten.
Deutschland: C. McDonald (British Army RFU, 55. W. Hacker/RG Heidelberg) – Stella (SC Frankfurt 1880), Wakefield (SC Neuenheim), L. Wolf (Frankfurt), Lammers (SCN, Kapitän) – Parkinson (Frankfurt), M. McDonald (British Army, 41. Paine/SCN) – Renc (TSV Handschuhsheim), Stein (München RFC), Listmann (Frankfurt, 41. Rinklin/SCN) – Vollenkemper (SCN, 50. Rayan/Frankfurt), M. Himmer (RC Soyaux-Angouleme, 61. Williams/Handschuhsheim) – Weiss (SCN, 61. Schüle/Handschuhsheim), Blume (Berliner RC, 28. Reintges/Heidelberger RK), D. Wolf (Frankfurt, 68. Martel/Handschuhsheim).
Schiedsrichter: Tevzadze (Georgien); Zuschauer: 2500; Punkte: 7:0 (1.) Versuch Scholler + Erhöhung Weersma; 14:0 (7.) V Du Plessis + E Weersma; 21:0 (14.) V Langelaan + E Weersma; 28:0 (36.) V Bennie-Coulton + E Weersma; 28:7 (42.) V Rinklin + E Stella; 33:7 (48.) V Bennie-Coulton; 40:7 (56.) V Raymond + E Weersma; 40:14 (58.) V L. Wolf + E Stella; 40:21 (63.) Strafversuch; 45:21 (69.) V Van Dijk; 45:28 (72.) V Lammers + E Stella; 50:28 (79.) V Darlington; Zeitstrafen: Raymond (63.)/Williams (78.).
Die Europa-Rangliste am 20. März 2023:
- Irland, 2. Frankreich, 3. Schottland, 4. England, 5. Wales, 6. Italien, 7. Georgien, 8. Portugal, 9. Rumänien, 10. Spanien, 11. Niederlande, 12. Deutschland, 13. Belgien, 14. Polen.
Die EM-Scorer der Schwarzen Adler 2023:
- Edoardo Stella 49 Punkte; 2. Felix Lammers und Leo Wolf je 15; 4. Oliver Paine 10; 5. Sebastian Rodwell und Nicolas Rinklin je 5.
Claus-Peter Bach