Ein Debakel in Hongkong
Die deutsche Nationalmannschaft verliert das zweite Weltranglistenspiel mit 10:46
Von Jens Beeskow
Die deutsche Rugby-Nationalmannschaft hat auch das zweite Weltranglistenspiel im Herbst 2023 in Hongkong verloren, diesmal noch klarer mit 10:46 (10:22). Die Schwarzen Adler hielten gegen die favorisierten Gastgeber über weite Strecken gut mit, belohnten sich allerdings für viele gute Vorstöße nicht mit Punkten. Am Ende hatte Hongkong, das verdient gewann, mehr Kraftreserven und schraubte das Resultat in die Höhe.
„Das Ergebnis ist natürlich enttäuschend, auch wenn man sagen muss: Ja, Hongkong war richtig gut, aber wir sind nicht so weit weg“, konstatierte Nationaltrainer Mark Kuhlmann. „Wir haben leider wieder zu wenig aus unseren Chancen und in entscheidenden Situationen zu viele individuelle Fehler gemacht beziehungsweise haben wir zu viele Bälle viel zu leichtfertig hergegeben. Wir haben in diesen Tagen hart und gut an vielen Dingen gearbeitet. Leider konnten wir dies nicht zeigen. Hongkong hat uns klar gezeigt, wie man es besser macht.“
Dennoch, so Kuhlmann, sei die Reise für das Team enorm wichtig gewesen. „Wir nehmen hier sehr viele Erkenntnisse mit, aber auch viel Arbeit. Wir haben viele positive Dinge gesehen, aber eben auch, dass wir an vielen Punkten weiter hart arbeiten und nach wie vor zulegen müssen.“
Die Schwarzen Adler waren sofort im Spiel, erzeugten viel Druck und holten sich in der 3. Minute am Kontaktpunkt den ersten Straftritt, den Edoardo Stella aus gut 35 Metern in die ersten drei Punkten ummünzte. Doch wenig später musste man hart die eigene Mallinie verteidigen. Das gelang auch eine Weile gut, doch dann wurde Matt Worley rechts für den Versuch freigespielt, den Paul Altier sicher erhöhte (7.). Die deutsche XV kam mit guten Ballvorträgen und sehenswertem Passspiel mehrfach in aussichtsreiche Position, gab den Ball aber immer wieder her – im Kontakt, mit Straftritten im Kontakt oder mit einer überworfenen Gasse (15.). Doch auch Hongkong belohnte sich erst nicht: Altier vergab einen 45-Meter-Straftritt (18.). Doch dann legten die Gastgeber doch den zweiten erhöhten Versuch (20.). Die Schwarzen Adler zeigten sich allerdings unbeeindruckt. Wieder kam man schnell in die gegnerische 22-Meter-Zone, wo der Ball bei Felix Lammers landete, der zwei Verteidiger abschüttelte und seinen Weg ins Malfeld machte. Stella erhöhte sicher zum 10:14 (22.).
Auch danach sahen die deutschen Fans einige gute Phasen, doch nach einem geblockten Überkick spielte sich Hongkong wieder in Straftritt-Distanz und nutzte das für weitere drei Punkte (29.). Das deutsche Team tat sich trotz guter Phasen schwer gegen Hongkongs Defensive. Immer wieder gab man einen Straftritt weg und brachte sich so um gute Möglichkeiten. Auf der anderen Seite kickte Altier immer wieder in die deutsche 22-m-Zone, wo kurz vor der Pause eines durchaus umkämpften Spiels Seb Brien einen starken Lauf für den Versuch zum 22:10 zeigte.
Edoardo Stella hatte zu Beginn des zweiten Durchgangs die erste Chance auf Punkte, doch sein Straftritt ging knapp links vorbei (44.). Wenig später setzte sich Deutschland lange an der gegnerischen Mallinie fest, musste hart arbeiten, schaffte aber nicht die letzten Meter zum Versuch, bis Hongkong – in Unterzahl nach Gelb für Prior – im Gedränge den Ball eroberte und sich so befreien konnte (55.). Das hatte auf beiden Seiten viel Kraft gekostet Danach war es ein Hin und Her, bis das Glück auf Seiten der Gastgeber war, als der Ball nach einem langen Kick glücklich für Seb Brien aufkam und dieser zum Versuch einlief, den diesmal Matt Worley erhöhte (63.).
Vier Minuten später sah auch Hassan Rayan den gelben Karton, und Hongkong nutzte die Situation zu einem weiteren Versuch. Nach einem spektakulären Zuspiel durch die Beine lief Murray Brechin ein (67.). Hongkong hatte die Partie danach – in Überzahl – fest im Griff. Es roch nach weiteren Punkten für die Gastgeber, während bei den Deutschen die Kräfte zu schwinden schienen. Hongkong spielte routiniert weiter und kam zu einem weiteren Brechin-Versuch (74.). Die Adler steckten nicht auf, kamen nochmals nahe ans Malfeld, wo aber wieder die Gastgeber-Verteidigung mehrfach die Oberhand behielt und durchaus verdiente deutsche Punkte verhinderte. Stattdessen gelang dem starken Worley in der Nachspielzeit noch ein Durchbruch und ein starker Pass auf Seb Brien, der mit seinem dritten Versuch – erhöht von Worley – eine Partie beendete.
Deutschland: Jörn Schröder, Mika Tyumenev, Markus Bachofer – Hassan Rayan, Michel Himmer – Nico Windemuth, Shawn Ingle, Marcel Henn – Christian Bottomley, Raynor Parkinson – Felix Lammers, Leo Wolf, Nikolai Klewinghaus, Zinzan Hees – Edoardo Stella.
In Reserve: Christopher Edene, Andrew Reintges, Daniel Wolf, Jonathan Maaser, Justin Renc, Sebastian Rodwell, Justus Gerlach, Michael McDonald.