Deutschland verliert das Spiel um Platz fünf der Rugby-EM gegen die Niederlande mit 0:45
Die deutsche Rugby-Nationalmannschaft belegt in der Europameisterschaft 2023/24 den sechsten Platz, hat damit den Klassenverbleib in der Division 1 – mit einem Sieg und vier Niederlangen – geschafft und darf 2025 an der Qualifikation zur Weltmeisterschaft 2027 in Australien teilnehmen. Das waren am 17. März 2024 eine ganze Menge guter Nachrichten für eine Mannschaft, die eigentlich den schwärzesten Tag in ihrer jüngeren Geschichte erlebte. Denn am Finaltag der EM in Paris mussten die Deutschen im Spiel um Rang fünf gegen die in allen Belangen dieses Sports haushoch überlegenen Niederlande eine 0:45 (0:24)-Niederlage hinnehmen.
Nur rund 1500 Zuschauer hatten sich im schicken Stade Jean Bouin am Rande des Bois de Boulogne eingefunden. Die etwa 200 Fans mit ihren schwarz-rot-goldenen Kappen und Schals hatten die kostspielige Reise in die französische Hauptstadt, den Sitz von Rugby Europe (RE), auf sich genommen und gehofft, dass sich die Fünfzehn von Nationaltrainer Mark Kuhlmann (Heilbronn) besser präsentieren würde als bei der 13:39-Vorrunden-Niederlage am 18. Februar in Amsterdam. Das Gegenteil war der Fall. Den Deutschen, die auch das Pech hatten, mit Zweite-Reihe-Stürmer Cameron Lindsay (7. Minute) und Außendreiviertel Felix Lammers (34.) zwei starke Kräfte früh durch Verletzungen zu verlieren, gelang über 80 Minuten nichts, wirklich gar nichts.
Die Partie begann mit einem Doppelschock, als Spielmacher Edoardo Stella zwei Straftritte neben das niederländische Goal trat, die man im Fußball als Elfmeter ohne Torwart bezeichnen würde, und sie endete mit dem dreifachen Versagen der Stürmer, die in der Nachspielzeit bei zweifacher numerischer Überlegenheit nicht in der Lage waren, das auf Ballgewinnen an der Gasse folgende Paket über die holländische Mallinie zu drängen. So blieb es bei null Punkten auf der Habenseite.
Die Niederländer hingegen nutzten ihre kämpferische Überlegenheit und ihre spielerische Klasse zu sechs Versuchen durch Innendreiviertel Reinhardt Fortuin (14.), Gedrängehalb Pieter Schoonraad (28.), Kapitän und Zweite-Reihe-Koloss Koen Bloemen (40.) sowie Außendreiviertel Bart Wierenga, dem in der 48., 63. und 66. Minute ein lupenreiner Hattrick gelang. Linksfuß Fortuin traf mit allen sechs Erhöhungen und einem Straftritt auch aus den schwierigsten Winkeln zum Goal und besorgte so weitere 15 Punkte.
Der deutschen Mannschaft, die allenfalls zehn Prozent Spielanteile besaß und sich fast immer in der Defensive befand, ist es weder mit den Stürmern und schon gar nicht mit der Dreiviertelreihe gelungen, die Vorteilslinie zu überwinden. Allenfalls die unermüdlichen Stümer Mika Tyumenev und Justin Renc zeigten die von ihnen gewohnte gute Leistung.
Auch die sechs führenden europäischen Rugby-Nationen haben ihr Turnier beendet. Irland hat seinen Meistertitel und die silberne Six Nations Trophy mit vier Siegen und einer Niederlage verteidigt. Zum Schluss gelang dem Team des englischen Trainers Andy Farrell ein 17:13 (7:6)-Sieg über Schottland, das seinen Versuch durch Innen Huw Jones aber erst zwei Minuten vor Schluss erzielte. Bis dahin hatte 100-Prozent-Kicker Finn Russell die schottischen Hoffnungen am Leben gehalten. Die Iren lagen ab der 13. Minute stets in Führung und erzielten zwei Versuche durch Hakler Dan Sheehan und Sturmpfeiler Andrew Porter. Jack Crowley erwies sich mit sieben Kickpunkten als würdiger Nachfolger von Rekord-Punktesammler Jonathan Sexton.
Turnierzweiter wurde wie im Vorjahr Frankreich durch einen 33:31 (16:10)-Sieg in Lyon gegen England, das noch mit 30:31 führte, als die Stadionuhr das Ende der Spielzeit anzeigte. Allerdings begingen die Engländer in der letzten Szene ein Abseits, weshalb Frankreichs großartiger Spielmacher Thomas Ramos noch einmal zum Goal kicken durfte. Der Schlussmann von Meister Toulouse traf aus 50 Metern, von der Mittellinie, zum umjubelten Endstand. Er fügte den drei Versuchen von Nolann Le Garrec, Léo Barré und Gael Fickou 18 Kickpunkte hinzu. Die Engländer legten sogar vier erhöhte Versuche, erhielten aufgrund der disziplinierteren Spielweise der Franzosen aber weniger Straftritte.
Italien besiegte nach Schottland auch Wales, triumphierte in Cardiff mit 24:21 und wurde erstmals der der Geschichte nicht Letzter des Turniers. Das knappe Resultat täuscht darüber hinweg, wie gut die Fünfzehn des argentinischen Trainers Gonzalo Quesada wirklich war, denn Wales erzielte 14 Punkte erst in der Nachspielzeit.
Deutschland: Smeed (Bristol University) – Cameron McDonald (British Army), Rodwell (SC Frankfurt 1880, 48. Soteras Merz/RG Heidelberg), Leo Wolf (Frankfurt), Lammers (SC Neuenheim, 34. Zinzan Hees/RK Heusenstamm) – Stella (Frankfurt), Michael McDonald (British Army, 70. Piosik/Hannover 78) – Renc (TSV Handschuhsheim), Henn (Frankfurt, 65. Bachofer/SCN), Ball (Watsonians FC) – Lindsay (ohne Verein, 7. Frauenfeld/Handschuhsheim), Rayan (Frankfurt) – Zymvragos (Frankfurt, 59. Daniel Wolf/Frankfurt), Tuymenev (RC Hyères, 69. Reintges/Heidelberger RK), Schröder (Kapitän, HRK, 59. Edene/Frankfurt).