Eine blitzsaubere Leistung

Im Fluge passt der deutsche Kapitän Jörn Schröder den Rugbyball an den omnipräsenten Flankenstürmer Justin Renc, der nur knapp vor der Mallinie gestoppt wurde. Foto: Jürgen Keßler
Kapitän Jörn Schröder (Deutschland, 1)  passt den Ball zu Justin Renc (Deutschland, 7).
Rugby-Europe-Trophy: Länderspiel zwischen Deutschland und der Schweiz am 19. März 2022 in Heusenstamm. Foto: Jürgen Keßler

Über den 34:25-Sieg der deutschen Rugby-Nationalmannschaft gegen die Schweiz

 

Die deutsche Rugby-Nationalmannschaft hat am Samstag im vierten Spiel der Europameisterschafts-Division 2 (Trophy) ihren zweiten Sieg errungen und wird die Saison – wann auch immer – in der oberen Tabellenhälfte beenden. Gegen die kampfstarke, aber spieltechnisch unterlegene Mannschaft der Schweiz revanchierte sich die deutsche Fünfzehn für die bittere 20:33-Niederlage vom Februar 2020 in Heidelberg und feierte vor rund 1000 Zuschauern im Sportzentrum Martinsee in Heusenstamm einen – zeitweise glanzvoll – herausgespielten 34:25 (19:15)-Sieg. Wann das ausstehende Heimspiel in Neckarsulm gegen die Ukraine stattfinden kann, ist völlig ungewiss. In Heusenstamm solidarisierten sich beide Mannschaften mit ihren vom Krieg geschädigten Kameraden. Während sie die Nationalhymnen sangen, trugen die Schweizer gelbe und die Deutschen hellblaue T-Shirts.

„Ich habe mich über diese Leistung sehr gefreut“, sagte Nationaltrainer Mark Kuhlmann (Heilbronn) nach einer eindrucksvollen Demonstration unbändigen Angriffsschwungs und nach sechs zwingend herausgespielten Versuchen, die mit Szenenapplaus belohnt wurden. Kuhlmanns Spieler befolgten den Rat ihres Trainers, das Spiel mit jedem eroberten Ball schnell zu machen, um die Schweizer zu ermüden und Punkte zu sammeln. Das gelang besser als erhofft. Schon in der ersten Halbzeit waren nach weiten Passangriffen drei blitzschnell herausgelaufene Versuche durch Leo Wolf, Edoardo Stella und Luke Wakefield, Kuhlmanns „Man of the match“, notiert wurden, von denen Schlussmann Stella im eiskalten, böigen Wind zwei erhöhen konnte.

Allerdings passierte auch, was einem jungen und hin und wieder zu übermütigen Team im Überschwang des Erfolges passieren kann: Mancher waghasig-weite Pass wurde von einer Bö erfasst oder unpräzise abgefeuert, so dass die aufmerksamen Eidgenossen mit zwei Versuchen ihres flinken Eckdreiviertels Hugo Malyon konterten, der diese Bälle aus den Angriffen herausfing und freie Bahn ins deutsche Malfeld hatte. Der 19:15-Pausenstand war viel knapper als der Spielverkauf, der von den „Schwarzen Adlern“ gekonnt diktiert wurde.

Nach dem Seitenwechsel packten die Deutschen drei weitere Versuche durch Sturmpfeiler Paul Schüle und die beiden eingewechselten Stürmer Tyrell Williams und Nicolas Rinklin drauf, gegen die die Schweizer machtlos waren. Das Team des Deutschen Rugby-Verbandes (DRV), das das Zeug hat, in der Saison 2022/23 den Spitzenplatz anzusteuern, spielte nun weniger wild, sondern sicherte seinen Sieg durch eine kampfstarke, kontrollierte und dennoch sehr ansehnliche Leistung. Schön ist für das Trainerteam mit den beiden Heidelberger Assistenten Lars Eckert und Kehoma Brenner, dass alle acht eingewechselten Akteure sofort im Bilde waren und kein Bruch im Spiel entstand. Die Aufbauarbeit trägt Früchte.

Deutschland: Edoardo Stella (SC Frankfurt 1880) – Felix Lammers (SC Neuenheim), Leo Wolf (SC Frankfurt 1880), Luke Wakefield (SC Neuenheim, 78. Lukas Deichmann/SC Frankfurt 1880), Zinzan Hees (RK Heusenstamm) – Niklas Hohl (München RFC, 52. Tobias Apelt/RK Heusenstamm), Oliver Paine (SC Neuenheim, 60. Jan Piosik/Hannover 78) – Justin Renc (TSV Handschuhsheim), Oliver Stein (München RFC, 60. Nicolas Rinklin/SC Neuenheim), Robert Lehmann (SC Neuenheim) – Timo Vollenkemper (SC Neuenheim), Hassan Rayan (SC Frankfurt 1880, 25. Tyrell Williams/TSV Handschuhsheim) – Paul Schüle (TSV Handschuhsheim, 68. Felix Martel/TSV Handschuhsheim), Alexander Biskupek (SC Neuenheim, 41. Mathis Blume/Berliner RC), Jörn Schröder (Kapitän/Heidelberger RK, 75. Daniel Wolf/SC Frankfurt 1880).

Schweiz: Vincent – Malyon, Cariat, Hirsch (79. O’Grady), Meyer – Porcher, Perrod – Kane, Lin (Kapitän), Vögtli – Fabbri, Rohrig – Vial (78. Xhemaili), Pelsy (78. Ronza), Gorman (70. Ducommun).

Schiedsrichter: Visser; Seitenrichter: Wright, van Faasen (alle Niederlande); Delegierter: De Mascarenhas Gaivao (Luxemburg); Zuschauer: 1000; Punkte: 0:3 (13.) Straftritt Perrod; 5:3 (17.) Versuch Leo Wolf; 12:3 (20.) Versuch + Erhöhung Stella; 12:8 (23.) Versuch Malyon; 19:8 (29.) Versuch Wakefield + Erhöhung Stella; 19:15 (34.) Versuch Malyon + Erhöhung Perrod; 24:15 (50.) Versuch Schüle; 24:18 (54.) Straftritt Perrod; 29:18 (74.) Versuch Williams; 34:18 (76.) Versuch Rinklin; 34:25 (80.) Versuch Meyer + Erhöhung Perrod; Zeitstrafe: -/Hirsch (49.).

WordPress Cookie Plugin von Real Cookie Banner