In Namibia viel gelernt

Die deutsche Rugby-Nationalmannschaft unterlag in Windhuk mit 20:58

von Matthias Hase

In der Weltrangliste trennen beide Mannschaften lediglich vier Plätze. Doch auf dem grünen Rasen ließ der Weltranglisten-22. Namibia der deutschen Rugby-Nationalmannschaft keine Chance. Am Mittwochabend setzten sich die „Welwitschias“ in Windhuk deutlich mit 58:20 (36:6) gegen die Fünfzehn des Deutschen Rugby-Verbandes (DRV) durch. Der Mannschaft von Nationaltrainer Kobus Potgieter (Heidelberg) bleibt nur der schwache Trost, im dritten Vergleich gegen den fünfmaligen WM-Teilnehmer nach 1990 in Windhuk (7:54) und 1999 in Gera (13:79) das bisher beste Ergebnis erzielt zu haben.

Die DRV-Auswahl benötigte 20 Minuten, bis sie mehr schlecht als recht in die Partie fand. Bis dahin stand ihre Defensive gegen den körperlichen starken Gegner zu unorganisiert. Zudem verursachte die Mannschaft in der Vorwärtsbewegung zu viele Ballverluste. Die Folge waren zwei heraus gefangene Bälle, die Namibia zu zwei erhöhten Konterversuchen in das deutsche Malfeld trug und auch sonst jede Konterchance in Punkte umwandelte. Und auch im Gassenspiel spielte Namibia seine körperliche Überlegenheit aus und fischte die Bälle aus der Luft, um immer wieder eigene Angriffe zu starten. So konnte die deutsche Mannschaft den nach einer Wüstenzwiebel benannten „Welwitschias“ lediglich zwei verwandelte Straftritte durch Verbinder Christopher Hilsenbeck (US Colomiers & TSV Handschuhsheim) zum 6:36-Halbzeitstand entgegensetzen.

In der zweiten Halbzeit fand die deutsche Mannschaft unter den Augen des namibischen Premierministers Hage Geingob und 3500 Zuschauern im Stadion des Trustco United Club besser in die Partie. Der Lohn des aufopferungsvollen Kampfes waren zwei erhöhte Versuche zum 20:35-Zwischenstand durch Flanker Kehoma Brenner und Gedrängehalb Sean Armstrong (beide Heidelberger Ruderklub), die Hilsenbeck sicher verwandelte. Doch die „Welwitschias“ zeigten sich als das körperlich fittere Team, das in der Verteidigung sicher stand und in der Offensive immer gefährlich agierte. So setzen die Hausherren kurz vor dem Abpfiff mit dem letzten Versuch auch den Schlusspunkt der Partie.

„Namibia war besser organisiert und bestrafte unsere Fehler gnadenlos. Positiv ist für unsere Mannschaft, dass sie gegen einen WM-Teilnehmer viel Erfahrung sammeln konnte“, sagte DRV-Vizepräsident Hans-Joachim Wallenwein (Dossenheim). Diese Erfahrungen könnten sich in der Europameisterschaft 2015 in den Länderspielen gegen die kontinentalen Schwergewichte Georgien, Rumänien, Russland, Portugal und Spanien im Februar und März noch auszahlen. Wallenwein war mit dem Kampfgeist der deutschen Spieler und „der sagenhaften Gastfreundschaft“ in Namibia sehr zufrieden.

Die zehntägige Namibia-Tournee des Nationalteams wurde durch Hauptsponsor „Capri Sonne“ ermöglicht und vom International Rugby Board (IRB) und den Freunden der deutschen Rugby-Nationalmannschaft bezuschusst.

Deutschland: Steffen Liebig (Heidelberger RK) – Mark Sztyndera (SC Frankfurt 1880), Clemens von Grumbkow (HRK), Anjo Buckman (HRK), Marten Strauch (SC Neuenheim) – Christopher Hilsenbeck (U.S. Colomiers), Sean Armstrong (Kapitän, HRK) – Robert Hittel (HRK), Robert May (TV Pforzheim), Kehoma Brenner (HRK) – Benjamin Danso (HRK), Robert Mohr (HRK) – Samy Füchsel (HRK), Mikail Tyumenv (RC Strasbourg), Artur Zeiler (HRK). – Eingewechselt wurden: Christopher Kleebauer (HRK), Marcus Bender (TSV Handschuhsheim), Paul Weiss (SC Neuenheim), Benedikt Scherrer (Heidelberger TV), Ansgar Ruhnau (HRK), Hendrik van der Merwe (HRK), Carlos Soteras-Merz (TV Pforzheim), Tim Menzel (USA Perpignan).

Die erste Hürde übersprungen

WM-Qualifikation: Unser Nationalteam besiegte die Niederlande in Amsterdam mit 17:7

Von Matthias Hase

Die deutsche Rugby-Nationalmannschaft bleibt im Rennen um ein Ticket für die Weltmeisterschaft 2015 in England. Mit 17:7 (17:7) schlug die Fünfzehn des Deutschen Rugby-Verbandes (DRV) am 10. Mai 2014 in Amsterdam die Auswahl der Niederlande. Damit kommt es am 24. Mai in Hamburg zum nächsten K.o.-Spiel in der WM-Qualifikation. Gegner des Europameisters der Division 1B ist Russland, der Dritte der Division 1A und Teilnehmer an der WM 2011 in Neuseeland – ein ganz harter Brocken.

Von Anfang an setzte die deutsche Auswahl die Hausherren im Nationalen Rugby-Stadion von Amsterdam, wo 1500 Zuschauer Stimmung machten, unter Druck. Dabei kämpfte das deutsche Team eher gegen den ungewohnten Kunstrasen und gegen die widrigen Bedingungen. Zu oft rutschte der nasse Ball den deutschen Spielern aus den Händen – statt möglicher Versuche gab es daher immer wieder Gedränge für die Niederländer. Doch in der 23. Minute konnte Erste-Reihe-Stürmer Mikael Tyumenev nach einem angesetzten Paket endlich ins gegnerische Malfeld eintauchen. Verbinder Raynor Parkinson erhöhte im Anschluss daran gewohnt sicher. Er ist der treffsicherste Spieler aller sieben EM-Divisionen in der Doppelsaison 2012 – 2014.

Danach drückte die deutsche Mannschaft weiter und setzte die Niederländer, die den früheren Neuenheimer Dirk Danen als kampfstarken Sturmführer aufgeboten hatten, permanent unter Druck. Die Hausherren konnten sich lediglich mit Kicks ein wenig Luft verschaffen. Logische Folge war der zweite Versuch für Deutschland nach einer Ballstafette durch die Hintermannschaft. Italien-Profi Clemens von Grumbkow legte den Versuch zum 12:0 (28.).

Doch plötzlich besannen sich die Niederländer auf ihre spielerische Klasse und narrten mit ihrem ersten nennenswerten Angriff mit der Hintermannschaft die deutsche Verteidigung und verkürzten mit einem erhöhten Versuch auf 7:12 (34.). Doch Kehoma Brenner besorgte abermals mit einem angesetzten Paket nach einer deutschen Gasse den Halbzeitstand von 7:17.

Im zweiten Durchgang entwickelte sich ein ausgeglichenes Spiel, in dem die deutsche Mannschaft auf ihren wuchtigen Sturm setzte und die Niederländer ihre Hintermannschaft ins Spiel brachten. Kritisch wurde es in der 64. Minute, als der italienische Schiedsrichter Blessano den Verbinder Raynor Parkinson nach einem gefährlichen Tackling mit der roten Karte vom Platz schickte. Die Folgen waren wütende Angriffe der deutschen Stürmer, die Gedrängehalb und Kapitän Sean Armstrong immer wieder einsetzte. Das DRV-Team kontrollierte dadurch zwar das Spiel, aber Zählbares sprang nicht heraus. Die letzten acht Minuten verteidigte die deutsche Nationalmannschaft bravourös ihr Malfeld und setzte immer wieder Nadelstiche zur Entlastung, so dass in der zweiten Halbzeit keine Punkte fielen.

„Wir haben im ersten Durchgang 14 Chancen herausgespielt und zu wenig daraus gemacht“, haderte Nationaltrainer Kobus Potgieter (Heidelberg): „Dabei haben wir gutes Rugby gespielt, aber nicht genug Punkte auf die Anzeigentafel gebracht. Ein K.o.-Spiel auswärts ist eben kein Selbstgänger. Zudem mussten wir 20 Minuten lang in Unterzahl spielen. Am Ende zählt daher nur der Sieg“, betonte der Nationaltrainer.

„Vor uns liegt nun eine Menge Arbeit“, sagte Kobus Potgieter mit Blick auf das nächste Qualifikationsspiel gegen Russland. In Hamburg mit seinem begeisterungsfähigen Publikum will das deutsche Team den nächsten Schritt im Kampf um das WM-Ticket tun.

Die „Freunde der deutschen Rugby-Nationalmannschaft“ haben unser Nationalteam unterstützt und die Anreise der im Ausland tätigen Nationalspieler Clemens von Grumbkow, Umberto Pilla (beide Italien), Julius Nostadt und Mikael Tyumenev (beide Frankreich) finanziert, so dass die Mannschaft in konkurrenzfähiger Besetzung antreten konnte. Wir bedanken uns herzlich bei allen Mitgliedern und Freunden, die uns dies durch ihre Beiträge und Spenden ermöglicht haben.

Deutschland: Pyrasch (Heidelberger RK, 78. Biniak/RK Heusenstamm) – von Grumbkow (I Cavalieri Prato, 78. Sztyndera/SC Frankfurt 1880), Liebig (HRK), Buckman (HRK), M. Strauch (SC Neuenheim, 64. Soteras-Merz/Pforzheim) – Parkinson (HRK), Armstrong (Kapitän/HRK) – Hug (TSV Handschuhsheim), Vollenkemper (TV Pforzheim), K. Brenner (HRK, 64. Pilla/RC San Donà di Piave) – May (Pforzheim), Wilhelm (RG Heidelberg, 55. Läpple/Frankfurt) – Nostadt (Lyon Olympiaque, 2. Füchsel/HRK), Tyumenev (RC Mont de Marsan, 76. Howells/Pforzheim), Zeiler (HRK, 76. Bender/Handschuhsheim)
Punkte: Tyumenev, von Grumbkow, Brenner (jeweils 5), Parkinson (2); Platzverweis: Parkinson (64.).

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