Die erste Hürde übersprungen

WM-Qualifikation: Unser Nationalteam besiegte die Niederlande in Amsterdam mit 17:7

Von Matthias Hase

Die deutsche Rugby-Nationalmannschaft bleibt im Rennen um ein Ticket für die Weltmeisterschaft 2015 in England. Mit 17:7 (17:7) schlug die Fünfzehn des Deutschen Rugby-Verbandes (DRV) am 10. Mai 2014 in Amsterdam die Auswahl der Niederlande. Damit kommt es am 24. Mai in Hamburg zum nächsten K.o.-Spiel in der WM-Qualifikation. Gegner des Europameisters der Division 1B ist Russland, der Dritte der Division 1A und Teilnehmer an der WM 2011 in Neuseeland – ein ganz harter Brocken.

Von Anfang an setzte die deutsche Auswahl die Hausherren im Nationalen Rugby-Stadion von Amsterdam, wo 1500 Zuschauer Stimmung machten, unter Druck. Dabei kämpfte das deutsche Team eher gegen den ungewohnten Kunstrasen und gegen die widrigen Bedingungen. Zu oft rutschte der nasse Ball den deutschen Spielern aus den Händen – statt möglicher Versuche gab es daher immer wieder Gedränge für die Niederländer. Doch in der 23. Minute konnte Erste-Reihe-Stürmer Mikael Tyumenev nach einem angesetzten Paket endlich ins gegnerische Malfeld eintauchen. Verbinder Raynor Parkinson erhöhte im Anschluss daran gewohnt sicher. Er ist der treffsicherste Spieler aller sieben EM-Divisionen in der Doppelsaison 2012 – 2014.

Danach drückte die deutsche Mannschaft weiter und setzte die Niederländer, die den früheren Neuenheimer Dirk Danen als kampfstarken Sturmführer aufgeboten hatten, permanent unter Druck. Die Hausherren konnten sich lediglich mit Kicks ein wenig Luft verschaffen. Logische Folge war der zweite Versuch für Deutschland nach einer Ballstafette durch die Hintermannschaft. Italien-Profi Clemens von Grumbkow legte den Versuch zum 12:0 (28.).

Doch plötzlich besannen sich die Niederländer auf ihre spielerische Klasse und narrten mit ihrem ersten nennenswerten Angriff mit der Hintermannschaft die deutsche Verteidigung und verkürzten mit einem erhöhten Versuch auf 7:12 (34.). Doch Kehoma Brenner besorgte abermals mit einem angesetzten Paket nach einer deutschen Gasse den Halbzeitstand von 7:17.

Im zweiten Durchgang entwickelte sich ein ausgeglichenes Spiel, in dem die deutsche Mannschaft auf ihren wuchtigen Sturm setzte und die Niederländer ihre Hintermannschaft ins Spiel brachten. Kritisch wurde es in der 64. Minute, als der italienische Schiedsrichter Blessano den Verbinder Raynor Parkinson nach einem gefährlichen Tackling mit der roten Karte vom Platz schickte. Die Folgen waren wütende Angriffe der deutschen Stürmer, die Gedrängehalb und Kapitän Sean Armstrong immer wieder einsetzte. Das DRV-Team kontrollierte dadurch zwar das Spiel, aber Zählbares sprang nicht heraus. Die letzten acht Minuten verteidigte die deutsche Nationalmannschaft bravourös ihr Malfeld und setzte immer wieder Nadelstiche zur Entlastung, so dass in der zweiten Halbzeit keine Punkte fielen.

„Wir haben im ersten Durchgang 14 Chancen herausgespielt und zu wenig daraus gemacht“, haderte Nationaltrainer Kobus Potgieter (Heidelberg): „Dabei haben wir gutes Rugby gespielt, aber nicht genug Punkte auf die Anzeigentafel gebracht. Ein K.o.-Spiel auswärts ist eben kein Selbstgänger. Zudem mussten wir 20 Minuten lang in Unterzahl spielen. Am Ende zählt daher nur der Sieg“, betonte der Nationaltrainer.

„Vor uns liegt nun eine Menge Arbeit“, sagte Kobus Potgieter mit Blick auf das nächste Qualifikationsspiel gegen Russland. In Hamburg mit seinem begeisterungsfähigen Publikum will das deutsche Team den nächsten Schritt im Kampf um das WM-Ticket tun.

Die „Freunde der deutschen Rugby-Nationalmannschaft“ haben unser Nationalteam unterstützt und die Anreise der im Ausland tätigen Nationalspieler Clemens von Grumbkow, Umberto Pilla (beide Italien), Julius Nostadt und Mikael Tyumenev (beide Frankreich) finanziert, so dass die Mannschaft in konkurrenzfähiger Besetzung antreten konnte. Wir bedanken uns herzlich bei allen Mitgliedern und Freunden, die uns dies durch ihre Beiträge und Spenden ermöglicht haben.

Deutschland: Pyrasch (Heidelberger RK, 78. Biniak/RK Heusenstamm) – von Grumbkow (I Cavalieri Prato, 78. Sztyndera/SC Frankfurt 1880), Liebig (HRK), Buckman (HRK), M. Strauch (SC Neuenheim, 64. Soteras-Merz/Pforzheim) – Parkinson (HRK), Armstrong (Kapitän/HRK) – Hug (TSV Handschuhsheim), Vollenkemper (TV Pforzheim), K. Brenner (HRK, 64. Pilla/RC San Donà di Piave) – May (Pforzheim), Wilhelm (RG Heidelberg, 55. Läpple/Frankfurt) – Nostadt (Lyon Olympiaque, 2. Füchsel/HRK), Tyumenev (RC Mont de Marsan, 76. Howells/Pforzheim), Zeiler (HRK, 76. Bender/Handschuhsheim)
Punkte: Tyumenev, von Grumbkow, Brenner (jeweils 5), Parkinson (2); Platzverweis: Parkinson (64.).

Goldener Rugbyball für Guntram Welzig

deutsch-tschechischen Rugby-Geschichte

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Walter Gebhardts Sonderausstellung zur 80 Jahre währenden deutsch-tschechischen Rugby-Geschichte

Guntram Welzig (Plankstadt), früherer Leiter der Massageschule der Universität Heidelberg und langjähriger Physiotherapeut der deutschen Rugby-Nationalmannschaften, wurde für seine großartigen Verdienste um den Sport mit dem Goldenen Rugbyball, der höchsten Auszeichnung des Deutschen Rugby-Verbandes (DRV), geehrt. Die Ehrung wurde in Verbindung mit einer bewegenden Laudatio während des Charity Dinners der Freunde der deutschen Rugby-Nationalmannschaft am 5. April 2014 im Spiegelsaal der Heidelberger „Molkenkur“ von DRV-Vizepräsident Jürgen Zeiger (Heusenstamm) vorgenommen. Die 55 Gäste beim Charity Dinner erhoben sich von ihren Plätzen und spendeten Guntram Welzig minutenlang Beifall.

Guntram Welzig (72) betreute an Ostern 1972 beim FIRA-Juniorenchampionat der U19-Nationalteams in Rom erstmals eine deutsche Nationalmannschaft und tat dies bis 2013 in jedem Jahr. Man kann also mit Fug und Recht sagen, dass Welzig 41 Jahre lang jeden einzelnen Junioren-Nationalspieler Deutschlands betreut und auch nach schmerzhafteren Verletzungen wieder zum Lachen gebracht hat. Guntram Welzig legte nicht nur in seinem Beruf großen Wert auf eine gründliche Ausbildung seiner Schülerinnen und Schüler (die heute in vielen Rugbyvereinen als Physiotherapeuten tätig sind), sondern erzog auch seine jungen Rugby-Patienten während deren schöner Zeit in der Juniorenauswahl zu Hygiene und sorgsamem Umgang mit den eigenen Körper. Wenn er neue Spieler anvertraut bekam, betrachtete er zunächst deren Fingernägel und Füße; denn es gibt für Hochleistungsrugbyspieler nichts Ärgerlicheres als eingewachsene Fußnägel oder Blasen wegen zu enger Schuhe. Im Laufe der Jahre erwarb sich Guntram Welzig den Ruf als versiertester Medizinmann des europäischen Rugbys, was manchen studierten Mannschaftsarzt neidisch werden ließ, aber auch dazu führte, dass der vormalige FIRA-Präsident Jean-Claude Baqué (Frankreich) Welzig nach 35 EM-Teilnahmen mit der Verdienstplakette der FIRA-A.E.R. auszeichnete.

Die Gäste beim ersten Charity Dinner der Freunde der deutschen Rugby-Nationalmannschaft, unter ihnen Stadtdirektor Gert Bartmann als Repräsentant der Stadt Heidelberg, DRV-Präsident Ian Rawcliffe (Rödermark), die DRV-Vizepräsidenten Hans-Joachim Wallenwein (Dossenheim) und Jürgen Zeiger (Heusenstamm), DRV-Ehrenmitglied Fritz Raupers (Hannover) und dessen Ehefrau Uta sowie Benjamin Danso als Repräsentant der aktuellen deutschen Nationalmannschaft, genossen ein leckeres Menü, ließen sich von dem Pianisten Horst Vettermann gut unterhalten und sahen schließlich einen Film der Deutschen Hochschule für Körperkultur Leipzig aus dem Jahr 1961 über das Friedenspokal-Turnier in Prag, an dem die Nationalteams aus Polen, Tschechien, Rumänien, der Sowjetunion und der DDR teilgenommen haben. Die Gäste aus der Delegationsleitung der Nationalmannschaft Tschechiens, die anderntags in Heidelberg ihr EM-Spiel mit 12:76 verlor, waren freilich zu jung, um die Nationalspieler von damals zu erkennen. Hingegen feierte unser Mitglied Rudolf S. Eberle (87), der beim Charity Dinner die Alterspräsidentschaft übernommen hatte, ein filmisches Wiedersehen mit seinem lange verstorbenen Rugby-Freund Erwin Thiesies (Hennigsdorf), dem damaligen Trainer der DDR-Auswahl.

Unser besonderer Dank gilt Herrn Walter Gebhardt (Herzogenrath), dem Kurator des Deutschen Rugby-Sportmuseums, der zum Charity Dinner eine hübsche Sonderausstellung über die deutsch-tschechische Rugby-Geschichte aufgebaut hatte, die alle Gäste in Staunen versetzte. Historisch Interessierte können den informativen Flyer über diese Ausstellung bei unserem Verein gerne anfordern. Außerdem danken wir unserem Partner Winzergenossenschaft Schriesheim für die vielfältige und wohl schmeckende Unterstützung. Der „SchrieSecco“ eröffnete den Abend auf angenehme Weise. Auch beim EM-Spiel war die Winzergenossenschaft auf charmante Weise im Stadion präsent, wurde der Probier- und Verkaufsstand der edlen Schriesheimer Weine doch von zwei leibhaftigen Weinköniginnen betreut (Weinköniginnen sind hübsche Damen, die sich mit Wein und seinen Folgen auskennen und die man jederzeit küssen darf, für Rugbyspieler also ideale Geschöpfe).

Das Charity Dinner brachte durch den Teilnahmebeitrag aller 55 Gäste und eine Spendensammlung einen Reinerlös von über 2.500,00 Euro, den die Freunde der deutschen Rugby-Nationalmannschaft satzungsgemäß verwenden werden.

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